Montag, 10. Dezember 2007

Nachtisch

Heimatlicher Wahnsinn portioniert. Staatlich zugeteilt. Einzeln verpackt. Geordnet verabreicht. Mundgerecht. Und der Vorrat ist unbegrenzt in der Zone. AMA. Ich bestelle ein neues unbeflecktes externes Gehirn. Intelligenter, kreativer, origineller, schneller. Endlich aufrichtig und von ganzen Herzen lügen. Lügen, wie gedruckt, denn Papier ist geduldig. Unwissend rein, rein weiß. Nichts ist Quark, ist so dumm, wie weißes Papier. Gierig nach irgendwas und wenn nur die Haare herbeigezerrt werden. Die unbeherrschte Suche ist dämlich. Die Schatzsuche der besonderen Art. Mein Schatz, mein Wortschatz.

Vermögen, wir diesen zu erfassen? Die Jagd beginnt. Endlose Muster auf Tischdecken und Tapeten. Überfüllte visuelle Eindrücke, welche die wenigsten wahrzunehmen bereit sind. Sieh verdammt noch mal hin. Ich schaue in die entgegengesetzte Richtung.

Ein vollbesetztes Café. Gequetscht schwitzenden Personen sabbern auf ihre Persönlichkeit, kleckern achtlos mit ihren Intimitäten angeberisch herum. Glucksendes verhaltenes Gelächter aller Preisklassen übertönt das unangemessene Schmatzen ihrer Überheblichkeit. Die atmosphärische Leere dampft, wie ein Kadaver im kalten Schnee. Inmitten dieser zahlreichen menschlichen Geschöpfe klafft eine tiefe Wunde, Bewusstsein. Vernarbtes Gewebe.

Die Couchbesetzer nebenan bezahlen für ihre Bequemlichkeit mit dem bissigen Gestank menschlichen Unrates. Verschwindend geringe Duftmoleküle bahnen sich ihren Weg aus den Toiletten direkt in drei verwöhnte Nasen, reizen die Mundschleimhäute und schwappen schwallartig in ihre Lungen. Kontinuierlich verdichtet sich das unangenehme Aroma auf ihrer Zunge zum fauligen Geschmack der Vergänglichkeit.

Unvernünftig subjektiv. „Die Objektivität des Betrachters zeichnet sich durch das Nichtvorhandensein von Eigenschaften aus. Der Betrachter ist nicht voreingenommen, hat keinen Bezug, keinen Ort, keine Zeit und überhaupt keine Eigenschaft. Dies entspricht genau der Definition des Absolut Unendlichen.“

Beständig unelegant. Gefärbt sind die Haare des Selbstbetruges.

Ich höre schon die Maden schmatzen, wenn ich zum Festmahl rufe. Guten Appetit, Perzeptoren. Unbefassbar. Zu wissen, was man will, suggeriert einen Sinn.

Nimm mich von der Leine! Denn ich schreie, vor Wut auf. Viel zu lang habe ich gewartet, auf mich. Ich bin bereit. Bereit nicht nur zu hoffen. Ich habe es gefressen, verdaut und wieder ausgekotzt. Jetzt gilt es die Schmeißfliegen zu vertreiben. Nicht ohne den Spaßfaktor natürlich. Wer verkauft schon sein Lachen, denn es ist heilig. Pure Ironie operiert ein Lächeln auf die Lippen. Das Maß ist voll. Die Flaschen sind leer, die Etikette abgerubbelt und kein Nachtisch ist in Sicht. Gut zu wissen.

Ich reite gelassen daher. Du frierst? Ich reibe deine Hände und serviere ein dickes Fell im Rhythmus. Du bist bestürzt? Dann steh wieder auf!

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