Mittwoch, 2. Januar 2008

überdacht sinnesschuldig

Auch wenn die Zeit vergeht, der Schmerz nicht schwindet, er besteht. Man lernt ihm zu begegnen, zu schätzen. Denn er ist es, der die Erinnerung trägt.

Meine Leberflecken schauen ungefragt zu mir auf. Wann hast du begonnen, begonnen dich zu erinnern? Was ist dein erstes Bild im Kopf? Im Traum herrscht keine Zeit. Nein, dort existiert nur das Wesentliche, das Empfinden. Nein, auch das ist generiert. Erdacht. Für die äußerliche Anwendung. Die Gebrauchsanweisung aber fehlt, oder ist verschlüsselt. Probieren. Bitte testen Sie. Empfinden als Kommunikationsexperiment. Mit oder ohne Mitgefühl. Logisch und doch kreativ, einen Vorteil aus Erlebten ziehen. Lernen.

Wie denkt man ohne Worte? Wahrnehmen. Fühlen. Mitempfinden. Liebe, Zustände, Stimmungen. Wortlos, unausgesprochen Erkennen. Doch wie verhält es sich beim Grübeln. Ich denke. Ich schreibe, um zu verstehen. Mir in Gedanken zu zuhören, sie in mein Hirn zu tätowieren. Nichts zu verlieren. Das Land der verlorenen, vergessenen Dinge wirbt mit frischem Glanz. Bergeweise immer eine Reise Wert, entzieht es mir schleichend die Meinen. Unzählig ist die Vielfalt allein an materiellen Dingen, unbezahlbar die Sinnesempfindungen.

Zahlen mögen mich nicht. Sie stehen fest. Ich nicht. Fakten. Unumstößlich ist eine 7 niemals eine 6. Das macht sie auch so uninteressant. Ein Buchstabe hingegen, ein Wort ist biegsam, wandelbar. Steht in Zusammenhang, kann eine Menge oder Nichts bedeuten. Es bindet die Zeit. Ich fühle mich verbunden mit dem Augenblick, dem Jetzt, dem Du, dem Wort. Keine Zündschnur, keine Bombe, nur ein Wort. Ein Gedankenspiel. Da gibt es Gewinner, Verlierer, klar und die wirklichen Spieler, berufen aus Leidenschaft.

Kein Falsch. Kein Richtig. Kein Oben oder Unten. Richtungslos, nicht ziellos, mit Orientierung, frei. Ohne Maßstab, gelassen Strömen. Keine Bewertung. Werte! Einfach mal laut denken, um dir selbst zu lauschen. Auch um zu tauschen und da wo es nötig ist auch auszutauschen.

Danke, das Wechselgeld liegt auf dem Tisch. Ich war kurz eingeweckt, in der Badewanne der Gedanken. Das wahrhaftige Grübeln funktioniert doch im Grunde allein durch Bilder, das geistige Auge. Nur der Austausch der Gedankenbilder bedarf es eindeutig des Wortes. Das erklärt auch die Anwesenheit der Metapher. Guten Tag! rhetorische Figur, ehrenwerte Dame, edler Herr. Ich hab sie völlig übersehen.

Was ist es nun, dein erstes Bild im Kopf? Wie sehen sie aus, deine ersten Gedankenbilder?

Ein letzter Blick, ein Lächeln. Ich drücke mich sanft an ihn heran, wir umschlingen uns mit uns, halten uns fest und halten für einen Bruchteil die Zeit an. Wir atmen den gleichen Rhythmus des Lebens, für einen Moment. Dann lassen wir los. Er dreht sich um, schließt die Tür und ich bin nicht allein. Für einen Moment. Wie ein lieblicher Duft schwebt dieser Mensch für wenige Augenblicke noch im Raum herum, umschmeichelt mich. Diese Luft ist so angefüllt mit ihm, mit uns. Ein wunderbares Gefühl. Leider ist dieser Hauch von einem Duft genau so schnell wieder verflogen, wie flüchtiges Gas. Dann hat uns die Zeit wieder eingeholt.

Kennst du diese fabelhaften Momente?

Es ist so schön. Wahrscheinlich zu schön, um wahr zu sein. Geschichten fressen, die vom Tisch des Lebens fallen. Ich bin so wahnsinnig hungrig und fresse was nicht giftig scheint.

Doch die Erinnerung arbeitet nicht zuverlässig, musste ich feststellen. Wie ein lebendiges Gemälde, ein Kunstwerk, setzt sich alles zusammen, ergibt ein Muster. Glücklich, wer vermag es zu erkennen. Je nachdem, wie das Licht darauf fällt, reflektieren die Farben, die Helligkeiten und damit auch die Stimmungen der Erinnerungen.

Bemerkenswert ist der Moment des Einschlafens, flüchtig wie ein Nachgeschmack. Das Erwachen ist ebenfalls bewölkt trüb. Gestern war ich auf der Jagd danach und schaffte es einfach nicht diesen beiden zu begegnen. Ruhelos ungeduldig, schlaflos.

Verwirrt und ungeordnet präsentiert sich mir der rote Faden. Vereinzelt sind auch Knoten drin. Kribbelig, ruf ich mich stets zur bunten Ordnung. Die Farbvielfalt haucht den Gedankenbildern leben ein, macht Wünsche und das Träumen wahr.

Die grobe Zuteilung der Gefühlsfarben unterstützt die Kommunikation. Das Verständnis der Gedanken, der Gefühle. Rot ist und bleibt die Liebe, blutrot. Wer macht sich da denn schon Gedanken über ein verlegenes Mohnrot, oder leuchtendes Orange? Da sehe ich schwarz und denke Weiß.

Weiß als die Farbe der Gelassenheit, die absolute Reflektion des Spektrums der Gefühle. Einzig die Oberfläche, nein nicht einmal die, nimmt Anstoß, lässt kalt. Alles prallt sichtlich unbetroffen ab. Fast unmöglich diese in meinem Lebensbild zu finden. Die annähernd uneingeschränkte Absorption ist zu verbreitet. Die dunkleren Farben durchdringen, sind schwer zu übermalen.

Unausgesprochen brillante Macht, die sich in den Farben, in den Bildern verbirgt und diese Stärke nicht zu nutzen. Kreativität ist manchmal kleckern, nicht malen nach Zahlen.

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